Der Flexibilität und einfacheren Umsetzbarkeit geschuldet, fokussierte ich mich vor der Stuhltransplantation zuerst auf die Eigenurintherapie. Durchaus mit Erfolg. Aufgrund des verbundenen Gewichtsverlustes, musste ich von einer langfristigen Eigenurintherapie leider absehen. Die Stuhltransplantation rückte also wieder verstärkt in den Vordergrund.
In diesem Erfahrungsbericht teile ich Informationen, die nicht ohne einen Arzt durchgeführt werden sollten. Falls Du an einer Stuhltransplantation interessiert bist, bespreche das unbedingt mit einem Mediziner. Der Erfahrungsbericht dient zum Informationsfluss und zur Aufklärung. Er dient nicht als Anleitung oder Aufforderung zur Durchführung einer Stuhltransplantation. Eine Stuhltransplantation auf eigene Faust bringt unkalkulierbare Risiken mit sich, die im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich werden können. Denn es können nicht nur stärkende Darmbakterien, sondern auch schädigende Bakterien und Keime übertragen werden. Zum Beispiel falls der Kot-Spender nicht gesund ist. Eine sichere Stuhltransplantation kann nur mit einem Arzt erfolgen!
Ich heiße Manuel Raff, bin 24 Jahre alt und erkrankte mit 16 an einer schweren Form von Morbus Crohn. 20-30 blutige Durchfälle am Tag, extreme Schmerzen und Krämpfe waren über viele Jahre Alltag. Meine Ausbildung zum Industriekaufmann musste ich abbrechen. Mein Zuhause konnte ich über viele Jahre überwiegend nicht verlassen. Mit 21 war ich medikamentös weitestgehend aus-therapiert. Starke Immunsuppressiva, hohe Dosierungen Kortison, Zäpfchen, magensaftresistente Tabletten,... verfehlten ihr Ziel. Selbst alle genannten Medikamente kombiniert mit monoklonalen Antikörpern, brachten keine langwierige Besserung. Auf eigene Faust setzte ich mich mit unterschiedlichsten Naturstoffen auseinander, mit durchschlagendem Erfolg. Seit über zwei Jahren (seit 2017) bin ich Cannabis Patient und seit 2,5 Jahren bis auf das medizinische Cannabis medikamentenfrei und weitestgehend beschwerdefrei. Das war eine jahrelange Entwicklung mit Höhen und Tiefen. Genau genommen ein überwiegend 7 jähriges Tief und seit über zwei Jahren ein konstantes Hoch mit vielen Anpassungen und lehrreichen Erfahrungen und Experimenten in Eigenregie. Eine der Wichtigsten waren vor allem Cannabis - CBD & THC, eine Ernährungsumstellung, die Stuhltransplantation und der strikte Verzicht auf Alkohol, Tabak und Zucker.
Spenderkot als Medikation sind ein totgeschwiegenes und umstrittenes Thema in Deutschland und vielen anderen Regionen der Welt. Großangelegte Studien zur Stuhltransplantation sucht man vergeblich. Dabei ist die Behandlung mittels Kottransfer keine Entdeckung der modernen Medizin. Bereits im alten China des 4. Jahrhunderts finden sich Berichte von Behandlungen mittels einer oralen Kotzufuhr bei Lebensmittelvergiftungen oder starkem Diarrhö. Später wurde sie als sogenannte gelbe Suppe umschrieben. Im zweiten Weltkrieg wurden angeblich deutsche Soldaten bei Bakterienruhr mit Kamelkot behandelt.
Das Ziel einer Stuhltransplantation ist die Stärkung der Darmbesiedelung und Darmflora nach einer, durch eine Krankheit verursachten Veränderung. Die gesunde Darmflora des Spenders soll auf, jene des Kranken übertragen werden und sich ausbreiten. In den USA werden teils spektakuläre Behandlungserfolge erzielt und Darmkranken ein völlig neues und beschwerdefreies Leben ermöglicht. Die erste randomisierte Studie bei Clostridium difficile, einer durch eine Antibiotika Behandlung ausgelöste Darmentzündung und Durchfallerkrankung, fand in Amsterdam statt. Mit beachtlichen Erfolgen. Die Erfolgsquote der Stuhltransplantation lag bei 80-90%. Weitere Studien kamen zu ähnlich positiven Ergebnissen.
Umstrittener und weniger belegt sind die Ergebnisse bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Reizdarm. Bisher gibt es keine eindeutigen Belege für eine Wirkung. Vor allem aufgrund der fehlenden Infrastruktur für randomisierte Studien in Deutschland. Eine experimentelle Studie mit 30 Colitis ulcerosa Patienten kam aber schon mal zu vielversprechenden Ergebnissen, die weitere Untersuchungen nötig machen. Den Patienten wurden vor dem Beginn der Studie alle Medikamente bis auf Mesalazin abgesetzt. Die Entzündung wurde vor und nach der Stuhltransplantation überprüft. Den Probanden wurde 500 Milliliter frischer Stuhlgang rektal verabreicht. Nach der Stuhltransplantation wurde bei 70% der Patienten ein klinisches Ansprechen festgestellt. Nach 12 Wochen trat bei 43,3% der Patienten eine Remission ein. Bei der Mehrzahl der Probanden traten keine Nebenwirkungen ein. Leichte Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit traten bei 23,3% der Patienten nach der Stuhltransplantation auf.
Eine weitere Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Bei Colitis Ulcerosa Patienten trat eine signifikante Remission oder eine Remission ein. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass eine Übereinkunft zwecks Häufigkeit der Stuhltransplantation, des Volumens und der Stuhlgang Eigenschaften notwendig ist, um eine Remission zu realisieren.
Man geht davon aus, dass bei chronischen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa eine regelmäßige Stuhltransplantation durchgeführt werden müsse, um optimale Ergebnisse und eine Remission zu erzielen. Die Häufigkeit und auch die Auswahl des Stuhlgangs könnten also durchaus eine entscheidende Rolle spielen. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, wie Du im Laufe meines Stuhltransplantation Erfahrungsberichts noch feststellen wirst.
Im Internet begann meine Recherche. Ich fand Infos über zwei Varianten, wie man seinen Stuhl transplantatieren kann. Einmal in Form eines Einlaufs und eine Alternative mit Kapseln. Da ich eine einen Einlauf unbedingt vermeiden wollte, suchte ich nach Ärzten, die eine Kapsel Kottransplantation anbieten. Die Suche gestaltete sich schwierig. Einmal fand ich kaum Ärzte, die eine Stuhltransplantation anboten. Und wenn doch, handelte es sich stets um einen Arzt auf Privatleistung. Krankenkassen verwehren sich der Thematik. Was nicht sonderlich verwundert. Großangelegte Studien, die eine Wirkung bei Morbus Crohn belegen, gibt es meines Wissens nach nicht. Weil ich die ungefähr 1000€ Behandlungskosten pro Stuhltransplantation nicht selbst tragen konnte, setzte ich mich intensiver mit der Kapselvariante auseinander. Das würde ich schon irgendwie hinkriegen, dachte ich mir.
Nach der Recherche fehlte aber noch das Wichtigste: Der Spender. Wem sollte ich bitte ohne ausgelacht zu werden vermitteln, dass ich seinen Exkrement verkapseln möchte? Da fiel mir eigentlich nur einer ein. Mein langjähriger bester Freund. Der war verständlicherweise erstmal irritiert, aber nicht grundlegend abgeneigt. Als ich ihm erklärte, was der Sinn einer solchen Behandlung ist, begann er sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ihm war natürlich bewusst, dass ich mich des Morbus Crohn wegen an jeden existierenden Hoffnungsanker klammerte.
Die erste Stuhltransplantation war noch sehr spartanisch ausgelegt. Mein Spender war zwar gesund, aber nicht in einem perfekten Zustand. Er trank am Wochenende gelegentlich Alkohol und konsumierte Tabak. Seine Ernährung entsprach ebenfalls nicht einem gesunden Optimum. Sagen wir moderat ausgedrückt, einfach mal Mittelmaß. Aber er hatte einen festen und geformten Stuhlgang. Also genau das, was sich ein Morbus Crohn Patient sehnlichst wünscht. Laut übereinstimmender Meinung von Ärzten soll man über zwei Tage verteilt, jeweils mindestens 20 Kapseln einnehmen. Wir beschränkten uns auf einen Tag, da der erste nicht sonderlich erfreulich ausfiel.
Wir schafften eine saubere Umgebung, zogen uns Handschuhe an und füllten den Stuhl in die Kapseln. Wie Du dir bestimmt vorstellen kannst, die Situation war einfach nur seltsam. Ich wartete mit dem Herunterschlucken der Kapseln, bis alle abgefüllt waren. Etwas Überwindung kostete es mich natürlich schon. Es schmeckte nicht gerade lecker. Die Kapseln waren schon etwas eingeweicht, der Geschmack drang hindurch. Aber da musste ich nun mal hindurch. Nacheinander schluckte ich die Kapseln in 3-er Schritten herunter. Ich war jedes Mal kurz davor mich zu übergeben. Mit viel Wasser wusste ich das, aber glücklicherweise zu verhindern.
Und das Ergebnis der ersten Stuhltransplantation? Ehrlich gesagt wusste ich das gar nicht so genau zu bewerten. Ich stellte mich auf eine längere Wartezeit ein. Was mir auffiel war, dass ich nach einiger Zeit wieder mehr Nahrungsmittel zu mir nehmen konnte. Ein großer oder erwähnenswerter Einfluss auf den Crohn machte sich allerdings noch nicht bemerkbar. So konzentrierte ich mich weiter mehr auf andere Naturstoffe wie zum Beispiel THC, CBD, Weihrauch und selbstverständlich intensivierte ich auch die Suche nach weiteren Alternativen.
Etwa ein Jahr später als die Verträglichkeit gegenüber Speisen wieder abnahm und bei einem Schub die Beschwerden wieder etwas stärker wurden, meinte mein Kumpel, dass wir es vielleicht nochmal mit einer Stuhltransplantation versuchen sollten. Er ging davon aus, dass die Therapie gut anschlug. Ich selbst war mir der Sache nicht wirklich sicher. Die verzögerte Wirkung ließ mich unsicher und unschlüssig, ob die verbesserte Verträglichkeit tatsächlich auf die Stuhltransplantation zurückzuführen war.
Versuch Nummer zwei: Diesmal würden wir uns besser vorbereiten, nahm ich mir vor. Ich bestellte 3 große Spritzen und bereitete einen Kräutertrunk vor, um den unangenehmen Geschmack zu reduzieren. Wir beförderten den Kot in die Spritzen und füllten damit die Kapseln. Es war mit den Spritzen definitiv einfacher. Zwar kostete mich der Vorgang des Herunterschlucken diesmal weniger Überwindung. Dummerweise wartete ich aber wieder bis alle Kapseln abgefüllt und eingeweicht waren. Der Geschmack war wieder deutlich wahrnehmbar. Immerhin war es nicht das erste Mal, also runter damit. Am nächsten Tag führten wir, wie von Ärzten empfohlen eine zweite Kapsel-Stuhltransplantation durch. Und auch diesmal war ich mir nicht absolut sicher, ob die Stuhltransplantation anschlug. Zwar nahm ich nach einigen Wochen wieder eine verbesserte Verträglichkeit gegenüber Lebensmittel wahr, aber auch diesmal konnte ich die Wirkung nicht mit absoluter Sicherheit der Stuhltransplantation zuordnen.
Ein 3/4 Jahr blieb die Verträglichkeit konstant optimiert. Bis sie vor ungefähr zwei Monaten wieder deutlich abnahm und Probleme bereitete. Ein Schub wurde ausgelöst durch eine erneute Krebserkrankung in der engsten Familie. Mit Cannabis (CBD Öl und THC), Weihrauch, einem deutlich erhöhten Möhrensuppenbedarf, einem Kräutertrunk, bestehend aus organischem Schwefel, einem Bio Kräutermix und zusätzlich heimischer und gemahlener Blutwurzwurzel, schaffte ich es den Schub in Schach zu halten. Ich nahm zwar langsam an Gewicht ab. Die Entzündung blieb aber weitestgehend im Griff. Allerdings spürte ich deutlich, dass die Darmflora durch den Schub wieder aus dem Gleichgewicht geriet. Wir sprachen also erneut über eine Stuhltransplantation. So langsam verfestigte sich auch bei mir die Wahrnehmung, dass die Stärkung der Darmflora durch eine Stuhltransplantation bei meinem Crohn, neben Cannabis eine entscheidende Rolle spielen könnte. Eine dritte beziehungsweise vierte Stuhltransplantation sollte endlich Gewissheit schaffen.
Am 15. Mai 2019 war es so weit. Nachts führten wir eine weitere Stuhltransplantation durch. Es war fast wie ein ganz normales Treffen. Wir waren so verfestigt in der Routine, dass man fast hätte vergessen können, dass wir menschlichen Kot in Kapseln abfüllten. Wie glücklich kann ich mich schätzen, einen Freund an meiner Seite zu haben, der sich so engagiert und verständnisvoll für mich und meine Krankheit einsetzt.
Diesmal strebten wir einen perfekt durchgeführten Stuhltransplantation Vorgang an. Der Spender war bereits seit Monaten tabakfrei, seit einigen Wochen alkoholfrei und vor allem ernährte er sich durchwegs vorbildlich. Sein Stuhlgang verhielt sich weniger fest und besser zum Abfüllen. Frisch gepresster Apfelsaft und mein alt bekannter Käutertrunk waren wieder mit von Partie. Um den Geschmack zu neutralisieren schluckte ich die Kapseln, direkt nachdem die Kapselhälften verschlossen wurden mit Apfelsaft jeweils einzeln herunter, sodass sie weder eingeweicht waren und sich auch der Geschmack, nicht ungewollt in den Vordergrund drängte. Wir waren rasch fertig und schauten danach, zwei Tage verzögert zum Release, die fünfte Folge der finalen Game of thrones Staffel. Ein würdiger Abschluss der langen Nacht. Vor allem, weil die Folge deutlich mehr schockierte als die Stuhltransplantation.
Es war beeindruckend. Bereits am nächsten Tag beim Aufwachen hatte ich einen geformteren Stuhlgang und fühlte mich besser. Stuhlgang hatte ich an diesem Tag lediglich zwei mal. Die Tage darauf war der Zustand etwas weniger gut, als noch am ersten Tag, aber dennoch deutlich verbessert, wie vor der Stuhltransplantation. Ich nehme an, dass sich hier auch eine Art Placebo Effekt bemerkbar machte. Anders kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären, weshalb die Wirkung diesmal so schnell eintrat. Wie sich die Stuhltransplantation auf längere Sicht auf den Morbus Crohn auswirken würde, musste ich noch abwarten. Völlig aus dem Häuschen und positiv gestimmt war ich natürlich zu dieser Zeit dennoch.
Ich kann es selbst kaum glauben. Einen Monat nach der Stuhltransplantation hat sich mein Zustand dermaßen stabilisiert, dass ich mich wieder normal ernähren kann. Bisher habe ich mir beim Essen nur vereinzelt Ausnahmen genehmigt. Seit ungefähr einer Woche esse ich tatsächlich das, auf was ich Lust habe.
Was ich erwähnen muss, ist, dass mein stabiler Zustand nicht ausschließlich auf die Stuhltransplantation zurückzuführen ist. Aber sie ermöglicht mir meinen Crohn flexibler und deutlich effektiver zu behandeln. Damit meine ich, dass viele Naturheilmittel, die meinem Darm normal Probleme bereiten, heute wieder eine hervorragende Wirkung erzielen. Ich nehme also an, dass die Stärkung der Darmflora bei meinem Morbus Crohn eine existentielle Rolle einnimmt, um eine effektive Entzündungshemmung mit natürlichen Entzündungshemmern zu verstärken. Würde ich also normal essen, auf was ich Lust habe, aber Cannabis, CBD Öl Vollspektrum & Co. weglassen würde, würde ich wieder Durchfall bekommen. Die Stuhltransplantation in Verbindung mit meiner bisherigen Therapie verursacht eine medizinische Wirkung, die ich mir nicht erklären kann. Nach sieben Jahren schwerem Verlauf und zwei Jahren sehr guter Zeit mit Cannabis und ohne Medikamente, macht sich nun eine Phase erkennbar, die für mich höchst erstaunlich ist. Ich fühle mich manchmal so, als wäre mein Crohn nicht mehr aktiv. Das hatte ich in neun Jahren Krankheit nur vereinzelt, aber nie in dieser Form.
Das bedeutet mit einer gesunden Darmflora wirken bei mir Cannabis, Weihrauch, Kurkuma, Bitterkräuter und weitere natürliche Entzündungshemmer nochmals deutlich effektiver, als eh schon. Ab sofort werde ich regelmäßig eine Stuhltransplantation durchführen und schauen, wie sich mein Darm verhält. Ich kann heute aber schon mal sagen, dass meine Experimente mit Cannabis und der Stuhltransplantation, die entscheidenden meiner Krankengeschichte darstellen. Meine Erfahrungen und Erlebnisse verfestigen mich in meiner subjektiven Überzeugung, dass die Entzündungsreduktion mit mehreren starken Entzündungshemmern/Naturstoffen, Verzicht auf Schädliches und die Aufrechterhaltung der Darmflora eine entscheidende Rolle spielen könnte, bei der Behandlung der chronischen Autoimmunerkrankung Morbus Crohn. Eine Alternative zur Stuhltransplantation, welche ebenfalls die Darmflora stärken kann, aber mit weniger Risiken verbunden ist, wären zum Beispiel Wasserkefir Kristalle.
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